Die Grundlagen der IF- und VF-Technik
IF-Reifen (Improved/Increased Flexion-Reifen) bewegen bei 20 Prozent geringerem Reifenfülldruck die gleiche Traglast wie vergleichbare Standardreifen – oder aber bei gleichem Reifendruck bis zu 20 Prozent mehr Last. VF-Reifen (Very High Flexion-Reifen) erweitern diese Leistungsgrenze sogar auf bis zu 40 Prozent. Möglich macht dies ein veränderter Karkassenaufbau. Eine größere Anzahl dünnerer Karkassenlagen gibt dem Reifen bei wechselnden Druckverhältnissen die notwendige Flexibilität und Stabilität und bewahrt eine sichere Traktion. Wollen Landwirte auf dem Acker eine zu hohe Bodenbelastung vermeiden, können sie den Innendruck dieser Fabrikate verringern und so die Aufstandsfläche des Reifens vergrößern. Vor einem Wechsel zurück auf die Straße lässt sich der Reifendruck in entgegengesetzter Richtung wieder spritsparend erhöhen.
Die Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG (Markenname: AMAZONE) aus dem niedersächsischen Hasbergen-Gaste stellten für den durchgeführten Feldtest landwirtschaftliche Maschinen und Geräte zur Verfügung. AMAZONE ist als namhafter Hersteller von Land- und Kommunalmaschinen seit vielen Jahren überzeugter Kunde der Bohnenkamp AG bei der Erstausrüstung seiner Produkte.
Raus auf den Acker – Der direkte Vergleich IF-/VF vs. Standard
Getestet wurde die Improved Flexion-Technologie an der gezogenen AMAZONE-Feldspritze UX 5201 Super. Die Very High Flexion-Technologie wurde sowohl an einem gezogenen AMAZONE-Streuer ZG TS 1001 ProfisPro sowie an der selbstfahrenden AMAZONE-Feldspritze Pantera 4502H auf Herz und Nieren untersucht. Beim Pantera 4502H ist vor allem die Kombination aus hoher Radlast bei relativ schmalem Reifen mit hohem Reifeninnendruck sehr interessant. Die Nutzung der VF-Technologie erlaubt gerade hier eine erhebliche Reduzierung des Reifeninnendrucks um mehr als ein Drittel im Vergleich zu konventionellen Reifen.
Auf der linken Seite der Geräte wurden jeweils Reifen mit herkömmlicher Standardtechnologie montiert, während rechtsseitig vergleichbare IF- bzw. VF-Technologie zum Einsatz kam. Bevor es aufs Feld ging, wurden unter den unbestechlichen Augen von AMAZONE-Projektleiter Timo Klemann die Gerätschaften befüllt und im Stammwerk Hasbergen-Gaste die exakte Radlast festgestellt bzw. der Reifenfülldruck exakt nach Vorgabe eingestellt.
Eindeutige Messergebnisse: bei der Spurtiefe und der Verdichtung
Derart vorbereitet ging es bei bestem Wetter aufs Feld. Nach einer regenarmen Periode in den Tagen zuvor, war der Boden beim Feldtest verhältnismäßig trocken, was für die Durchführung nicht unerheblich ist, denn die Tragfähigkeit eines Bodens ist umso höher, je trockener und je dichter gelagert er ist. Feuchte und lockere Böden sind deutlich leichter zu verdichten.
Gemessen und verglichen wurden jeweils die absolute Fahrspurtiefe und mittels Boden-Penetrometer die Eindringungstiefe bei fest definierten Widerständen. Sie ist ein Maß für die Dichte des Bodens und somit für die Durchwurzelbarkeit. Eine höhere Eindringtiefe des Penetrometers belegt hierbei eine geringere Verdichtung des Bodens. Die Referenz-Eindringtiefe bei unbefahrenem Boden betrug 30 cm.
| Feldspritze UX 5201 Super | Streuer ZG TS 1001 ProfisPro | Feldspritze Pantera 4502H | |||
| Konventionell | IF-/VF | Konventionell | IF-/VF | Konventionell | IF-/VF |
Radlast | 4210 kg | 4300 kg | 3800 kg | 3900 kg | 4000 kg | 4000 kg |
Reifendruck | 1,6 bar | 1,1 bar | 1,3 bar | 0,9 bar | 2,8 bar | 1,8 bar |
Spurtiefe | 10 cm | 7 cm | 10,5 cm | 7,5 cm | 14 cm | 10 cm |
Penetrometer-Tiefe | 21,8 cm | 24,3 cm | 25,1 cm | 27,2cm | 20 cm | 22 cm |
Über alle Messergebnisse hinweg zeigt sich ein klares Bild - vor allem in der Spurtiefe. Die Amazone-Geräte hinterließen auf den IF-/VF-Reifen eine rund 25 bis 30 Prozent flachere Fährte – trotz größerer oder gleicher gemessener Radlast. Und während das Penetrometer in den Spuren der konventionellen Reifen durchschnittlich eine Tiefe von 22,3 cm erreichte, drang es in der lockereren IF-/VF-Spur über alle Maschinen und Messpunkte gemittelt 10 Prozentpunkte tiefer vor. Zur Illustration: Gerechnet auf einen Hektar Landfläche stehen Pflanzen mit der IF-/VF-Technologie 220 Kubikmeter mehr Wurzelraum für die Nährstoffaufnahme zur Verfügung. Der Effekt der höheren Bodenschonung durch den Einsatz der IF- bzw. VF-Technologie ist nachweisbar und eindeutig positiv.
VF-Technologie wird über kurz oder lang zur Standardtechnologie auf dem Feld
Für Heiko Holthaus, Leiter des Geschäftsbereichs Agrar bei der Bohnenkamp AG waren die Testergebnisse eine eindrucksvolle Bestätigung des Leistungsversprechens: „Mit der jüngst geschaffenen Möglichkeit, nun komplette Gespanne mit der neuen Technologie ausrüsten zu können, wird sich der Einsatz für Landwirte und Lohndienstleister im Agrarbereich noch stärker rechnen. Der leicht höhere Einstiegspreis in die Technologie wird sich jetzt noch schneller durch höhere Erträge bei der Ernte und eine erhebliche Verringerung des Treibstoffverbrauchs auszahlen.“ Der Osnabrücker spürt bereits das wachsende Interesse bei potenziellen Anwendern an der Technologie, die sich mehr und mehr beweist. Für ihn stellt die VF-Technologie mittelfristig die Zukunft bei landwirtschaftlicher Bereifung dar. „Wer bereits durch den Einsatz der IF-Technologie begeistert war, wird zukünftig auf die Weiterentwicklung dieser Technologie in Form der VF-Reifen umsteigen und wer neu in die zukunftsweisende Technologie einsteigt, wird sich aufgrund der wirtschaftlichen Aspekte eher sofort mit VF-Reifen beschäftigen und den Zwischenschritt über den Einstieg mit IF-Reifen auslassen.“